Alopecia congenita: Angeborene Haarlosigkeit

Alopecia congenita Angeborene Haarlosigkeit
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Viele Menschen glauben, dass Haarausfall oder Haarlosigkeit nur ältere Menschen und vorwiegend Männer trifft. Das ist ein Trugschluss. Haarverlust tritt zwar am häufigsten bei älteren Männern auf, doch können auch sehr junge Menschen und sogar schon Kinder von diesem Problem betroffen sein. In jedem Fall ist der Haarverlust oder die Kahlköpfigkeit für die Betroffenen mit einer hohen psychischen Belastung verbunden.

Eine äußerst seltene Form von Haarausfall ist die Alopecia congenita, die angeborene Haarlosigkeit. Die ersten Anzeichen zeigen sich schon im Säuglingsalter. Die ganzen Ausmaße der Haaranomalie prägen sich verstärkt in der Pubertät aus, bis schließlich an Kopf und Körper überhaupt keine Haare mehr vorhanden sind.

Die Alopecia congenita ist kein Haarausfall im eigentlichen Sinne, sondern eine Haarwachstumsstörung. Sie ist genetisch bedingt und macht sich mit den ersten Anzeichen schon im Säuglingsalter bemerkbar. Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen. Ein Blick auf das Haarbild der Verwandschaft wie Vater, Mutter, Großvater, Großmutter, aber auch Onkel oder Tante kann darauf hindeuten, ob eine familiäre Häufung für die angeborene Haarlosigkeit vorliegt.

Anders als bei der androgenetischen Alopezie, dem erblich bedingten Haarausfall, entstehen bei Männern keine Geheimratsecken, Stirnglatze oder Tonsur am Oberkopf und bei Frauen keine immer dünner werdenden Haare um den Mittelscheitel. Die Haare fallen komplett aus. Nicht wie vielleicht angenommen sind alle Betroffenen bereits in der Kindheit völlig kahlköpfig.

Babys mit angeborener Haarlosigkeit können mit dünnen Haaren auf die Welt kommen. Die Haare können im Säuglingsalter noch ziemlich normal wachsen, doch wird schon deutlich, dass sie außerordentlich dünn sind. Einige Säuglinge, bei denen eine angeborene Haarlosigkeit vorliegt, werden bereits komplett ohne Kopfhaare, Wimpern und Augenbrauen gebor.

Auch bei diesen Kindern können die Haare im späteren Verlauf noch wachsen. Bei allen Betroffenen wachsen die Haare im Kindesalter nur spärlich und deutlich langsamer als bei Gleichaltrigen. Die Haare haben eine grobe, drahtige Struktur und sind nur schwer kämmbar. In der Pubertät bleibt bei den Betroffenen die Körperbehaarung aus.

Die noch vorhandenen Haare fallen spätestens in der Pubertät verstärkt aus. Es ist daher nicht ungewöhnlich, dass die Betroffenen mit Anfang 20 völlig haarlos sind. Kopfhaare, Wimpern, Augenbrauen, Körperhaare und Genitalbehaarung sind komplett nicht mehr vorhanden.

Die Menschen mit Alopecia congenita sind sonst normal entwickelt. Zähne, Finger- und Fußnägel sowie das Transpirationsverhalten sind völlig normal. Die angeborene Haarlosigkeit führt zu keinen körperlichen oder geistigen Einschränkungen, sondern lediglich zu einem verstärkten psychischen Druck.

Die angeborene Kahlköpfigkeit ist eine seltene Störung des Haarwachstums. Weltweit gibt es nur wenige Fälle. Das Phänomen tritt ungefähr bei einer von einer Million Geburten auf. Aufgrund der Seltenheit dieser Haaranomalie sind die Ursachen noch nicht vollständig erforscht. Eine familiäre Häufung wurde bei den Betroffenen beobachtet. Mehrere Generationen und auch die Geschwister können darunter leiden. Experten vermuten eine Fehlbildung der für die Haarbildung verantwortlichen Gene.

Da bei vielen Betroffenen die Haare in der Kindheit noch ein Haarwachstum stattfindet, ist vor dem Eintreten der Pubertät keine genaue Diagnose möglich. Auch wenn die Haare nur spärlich wachsen und sich in der Struktur von Haaren der Menschen mit normalem Haarwuchs unterscheiden, muss es sich nicht immer um die Alopecia congenita handeln.

Treten die ersten Anzeichen eines verstärkten Haarausfalls auf, ist der Hautarzt der richtige Ansprechpartner. Er führt mit dem Patienten ein Anamnesegespräch. Bei Jugendlichen in der Pubertät stellt er dem Betroffenen und dessen Eltern einige Fragen:

  • Beginn des Haarausfalls
  • Haarwuchs im Kindesalter
  • familiäre Häufung von Haarverlust oder Kahlköpfigkeit
  • bekannte Erkrankungen
  • Einnahme von Medikamenten.

So kann er andere Ursachen für den Haarverlust ausschließen. Der Arzt macht sich auch ein Bild von der Kopfhaut und den noch vorhandenen Haaren. Er veranlasst eine Blutuntersuchung und geht nach dem Ausschlussprinzip vor. Er schließt andere Ursachen wie eine Erkrankung der Schilddrüse aus. Anhand einer DNA-Analyse kann der Arzt genau feststellen, ob eine angeborene Haarlosigkeit vorliegt.

Da bei einer Alopecia congenita keine Haare vorhanden sind oder die eventuell noch vorhandenen spärlichen Haare nicht für die Haarverpflanzung geeignet sind, kommt eine Haartransplantation als Behandlungsmöglichkeit nicht in Frage. Bei einer Transplantation noch vorhandener Haare würden die Haarfollikel schon nach kurzer Zeit absterben.

Es gibt bereits die Möglichkeit der Transplantation von Kunsthaar. Bei diesen Kunsthaaren handelt es sich um hautfreundliche Biofasern, die mit einer kleinen Schlaufe in der Kopfhaut verankert werden. Um eine angeborene Haarlosigkeit mit Kunsthaar zu kaschieren, müsste zunächst eine geringe Zahl an Kunsthaaren transplantiert werden.

So kann der Arzt erkennen, ob es zu allergischen Reaktionen kommt und die Kunsthaare vielleicht abgesterben. Wird das Kunsthaar vertragen, müsste die Behandlung in mehreren Sitzungen erfolgen, da eine Vielzahl von Kunsthaaren benötigt wird. Die Kunsthaarimplantation müsste nach einiger Zeit wiederholt werden, da schon nach einem Jahr bis zu 20 Prozent der transplantierten Kunsthaare ausfallen können.

Da eine Haarimplantation als Behandlungsmöglichkeit bei Alopecia congenita nicht in Frage kommt, muss über andere Methoden nachgedacht werden. Männer können die angeborene Haarlosigkeit mit der Haarpigmentierung kaschieren.

Pigmente werden in Punkt- oder Kommaform in die Kopfhaut eingebracht, um nachwachsende Haarstoppeln zu simulieren. Da ein großer Bereich der Kopfhaut pigmentiert werden muss, erfolgt die Behandlung in mehreren Sitzungen. Die Pigmente verblassen nach einigen Jahren. Die Pigmentierung kann dann wiederholt werden.

Viele Betroffene meiden aufgrund der fehlenden Haare soziale Kontakte. Eine Gesprächstherapie beim Psychotherapeuten kann ihnen zu neuem Selbstbewusstsein und mehr Lebensqualität verhelfen. Die Betroffenen können sich dann besser mit ihrem Aussehen arrangieren. Zusätzlich können Perücken oder Mützen getragen werden.

Die angeborene Haarlosigkeit, Alopecia congenita, ist kein Haarausfall im eigentlichen Sinne, sondern eine äußerst seltene Haaranomalie. Bei dieser Haarwachstumsstörung können im Säuglings- und Kindesalter noch Haare wachsen, die jedoch deutlich anders strukturiert sind als bei Gleichaltrigen. Spätestens in der Pubertät tritt ein Haarverlust ein, der bis zum totalen Verlust von Kopf- und Körperhaaren führt.

Nägel und Zähne sind normal entwickelt. Auch sonst führt diese Störung nicht zu geistigen oder körperlichen Beeinträchtigungen. Eine Eigenhaarverpflanzung ist nicht möglich. Da die Betroffenen psychisch leiden, kann ihnen mit einer Psychotherapie und mit einer Haarpigmentierung ein Stück Lebensqualität gegeben werden.


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